Aktuell läuft wieder die alljährliche Aktion, bei der alle Menschen, die sich den Eintritt in normalerweise nicht leisten können, kostenlos ins Wunderland Hamburg kommen können.

Erklärung, wie einfach es funktioniert:
Wie immer soll jeder Mensch das für sich selbst einschätzen, ob man sich den Eintritt nicht leisten kann. Das Wunderland erwartet keinerlei Nachweis. Wer an den 22 ausgewählten Terminen im Januar an der Kasse sagt „Ich kann mir das nicht leisten“, kommt ohne Nachfrage kostenlos rein.



Das muss natürlich nicht genau der Satz sein, oder man kann das auch aufschreiben und unauffällig über den Tresen schieben. Die meisten kommen aber voller Überzeugung an die Kasse und sagen das den Mitarbeitern. Meist gepaart mit großer Dankbarkeit und vielen kleinen und großen Geschichten.



Die Menschen erklären sich wahnsinnig gerne, warum sie das Angebot annehmen. Eventuell, oder teilweise ist das ein Teil von Verarbeitung eines gewissen Schamgefühls. Manchmal aber auch Wut auf den Staat, Wut auf die Ex-Partnerin oder Ex-Partner, Traurigkeit über die verlorene Arbeitsstelle, schlimme Erkrankung, oder einfach Verzweiflung. Es ist das Leben pur, das die Beschäftigten an der Wunderland-Kasse erleben.



Eine kurze persönliche Geschichte
„Für mich war ein kleiner Höhepunkt vor einigen Jahren der Besuch einer Frau mit ihrem kleinen Sohn. Ich bin nicht oft an der Kasse, aber da hatte ich gerade kurz ausgeholfen und die beiden kamen zu mir und die Mama fragte ganz vorsichtig, ob es wirklich stimmt, dass sie gratis rein dürfen. Als zu ihr ‚na klar‘ sagte und ihnen direkt die Tickets in die Hand drückte, fingen beide an zu weinen. Die Mama erklärte mir dann, dass ihr Sohn nur einen Wunsch zu Weihnachten hatte. Er wollte so gerne mal ins Miniatur Wunderland. Sie konnte ihn ihm nicht erfüllen. Dann hörte sie von der Aktion und ist auf gut Glück gekommen, ohne sich sicher zu sein, ob das klappt. In der Sekunde, als sie die Tickets in die Hand bekamen, brach alles aus ihnen raus. Ehrlich gesagt, standen wir da dann zu dritt mit feuchten Augen da. So schön und traurig zugleich. Davon gab es seit 2015 bestimmt 1000 ähnliche Momente.“



Weit über 100.000 Menschen hat das Miniatur Wunderland allein mit dieser „Kann ich mir nicht leisten“ Aktion in den letzten Jahren eingeladen. Frei nach dem wunderbaren Sprichwort von Albert Schweitzer „Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“ können es die Betreiber auch in diesem Jahr nicht erwarten, von ihrem großen Glück ein kleines bisschen abzugeben.



Vertrauen in die Menschen
Stimmen die vielen Kommentare, dass man den Menschen nicht vertrauen kann, wirklich? Da das Miniatur Wunderland keinen Nachweis erwartet, kann man es natürlich nur vermuten. Die Vermutung ist aber sehr deutlich: Nein! Das Miniatur Wunderland schätzt, dass 60-70 Prozent sich das wirklich nicht leisten können und sonst nicht da wären. Nur weniger als 5 Prozent nutzen nach dem Gefühl der Betreiber die Aktion aus.



Verschwindend geringer Anteil dafür, dass es so niedrigschwellig ist. Der Rest könnte es sich vielleicht mit Abstrichen leisten, muss aber Monat für Monat schauen, wie man zurechtkommt. Auch für die soll die Aktion sein. Das kann jeder für sich selbst am besten einschätzen.



Aber wie kommt das Miniatur Wunderland auf diese Zahlen? Zum einen durch Beobachtung an der Kasse. Wie glücklich die Masse an Menschen reagiert, aber zum anderen durch einen kleinen Beweis. Die Betreiber kennen den durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz in ihrem Bistro sehr gut. Man kann fast die Uhr danach stellen. Wenn man das nun an den Tagen auswertet, an denen viele Menschen das Angebot genutzt haben, kommt man zu einem fürchterlichen Ergebnis.



Der Pro Kopf Umsatz fällt rapide. Fast um den Anteil der Gratis-Gäste. Das bedeutet also, dass die meisten davon sich nicht mal im Bistro eine Cola leisten können. Fazit: Die Betreiber wundern sich auch nach zehn Jahren immer noch sehr, dass so viele Menschen kein Vertrauen haben. Warum nehmen sich weiterhin so gut wie keine anderen Ausstellungen ein Beispiel? Freizeitparks, Museen, Tierparks, Kinos, Theater usw. haben allesamt mal eine „Saure-Gurken-Zeit“, in der sie trotzdem geöffnet haben und es kaum einen Unterschied macht, ob die freien Plätze genutzt werden oder nicht. Die Betreiber des Miniatur Wunderlandes würden sich so sehr wünschen, dass diese Aktion endlich mal mehr kopiert wird.

br


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