Der Tag ist wolkenverhangen und ungewöhnlich kühl für Anfang Juli. „Das finden
nicht nur wir Menschen blöd, auch unseren Erdmännchen gefällt das gar nicht“,
behauptet Alexandra Japes.
„Sie sind schließlich an ganz andere Temperaturen angepasst. Ihr natürlicher
Lebensraum sind Savannen- und Wüstengebiete im südlichen Afrika. Auch wenn
unsere Erdmännchen natürlich schon seit vielen Generationen in europäischen Zoos
wie dem Zoo Neuwied leben, fühlen sie sich trotzdem immer noch bei Sonnenschein
und Hitze am wohlsten. Anders als viele andere Tiere, die sich dann in den
Schatten zurückziehen, setzen sich die Erdmännchen dann mitten in die Sonne,
machen die Augen zu und lassen sich den Bauch wärmen. Gedanklich vervollständige
ich das Bild dann gerne mit einer winzigen Sonnenbrille und einem kühlen
Getränk. Ab und zu kommt es sogar vor, dass die Tiere dabei so sehr entspannen,
dass sie einnicken und umkippen“, erzählt die Biologin grinsend.
Es sind gerade solche menschlich anmutenden Verhaltensweisen, die die
Erdmännchen zu den absoluten Besucherlieblingen in den Zoos machen. Ihnen wurde
sogar ein eigener Tag gewidmet: Am Mittwoch, 3. Juli 2024, war internationaler
Erdmännchen-Tag. Allein in Europa gibt es über 600 Haltungen in Zoos und
Tierparks – dabei sind Erdmännchen nicht bedroht.
„Erdmännchen haben einen festen Platz im Tierbestand vieler Zoos, der anders
als bei vielen anderen Arten nichts damit zu tun hat, dass wir so die Art
erhalten und Reservepopulationen für schwindende Bestände in der Natur bilden
können“, erklärt Japes, die Pressesprecherin des Zoo Neuwied.
Und sie fügte hinzu: „Erdmännchen eignen sich aber so gut wie kaum ein
anderes Tier dafür, Menschen für Tiere zu begeistern und sie auf emotionaler
Ebene abzuholen – damit fungieren sie als Botschafter für andere Tiere, die
bedrohter, aber weniger niedlich sind.“
Durch
ihr äußerst aktives Naturell und ihre soziale Lebensweise sind die kleinen
Raubtiere außerdem ein Paradebeispiel für die Zoopädagogik und dienen dadurch
dem Umweltbildungsauftrag der Zoos.
„Erdmännchen
leben in matriarchalisch geführten Familiengruppen mit einem Weibchen, das sich
mit einem oder mehreren Männchen fortpflanzt, und dem Nachwuchs mehrerer Würfe.
Man kann hier wunderbar sehen und erklären, wie die Jungtiere von den älteren
lernen: Jagen, Kämpfen, nach Nahrung scharren, Gänge graben und die Umgebung
sichern. Erdmännchen sind den ganzen Tag lang aktiv und zeigen ihr arttypisches
Wildtierverhalten trotz ihrer Vorliebe für hochsommerliches Wetter auch bei
Regen und kalten Temperaturen. Nur das Sonnenbaden, bei dem sie wegdösen und
umfallen, da bin ich mir ziemlich sicher, dass das eine Sache ist, die die Tiere
sich erst in menschlicher Obhut angewöhnt haben – das wäre in der afrikanischen
Wildnis doch ein ziemlich lebensverkürzendes Verhalten, das sich evolutiv
bestimmt nicht durchgesetzt hätte“, lacht die Biologin.